Warum eine aktualisierte EN-Systemnorm für Alarmanlagen für Europa wichtig ist

September 7, 2022

Der CENELEC TC79-Ausschuss für Alarmsysteme befasst sich derzeit mit einer Überarbeitung der EN50131-1, der europäischen Systemnorm für Einbruch- und Überfallmeldeanlagen. Euralarm ist ernsthaft an der Überarbeitung der Norm beteiligt. Warum ist diese Norm für Europa so wichtig, und welche Vorteile bringt die Überarbeitung für die europäischen Bürger, Alarmdienstleister, politischen Entscheidungsträger, Versicherungsunternehmen und die professionelle?

Nur eine Chance

Damit Europa ein sicherer Ort zum Leben, Arbeiten und Reisen bleibt, müssen wir uns und unsere Ressourcen vor Einbrüchen und Raubüberfällen schützen. Deshalb sind viele Wohnungen und Gebäude mit einer Einbruch- oder Überfallmeldeanlage ausgestattet. Die Anforderungen an die Gestaltung dieser Systeme sind in der europäischen Norm EN 50131-1 festgelegt. Während die Zahl der Gebäude, die mit einem solchen System ausgestattet sind, jedes Jahr zunimmt, explodiert die Digitalisierung unserer privaten und geschäftlichen Welt. Die Technologie entwickelte sich weiter und intelligente Häuser und Gebäude wurden Teil unserer vernetzten Welt, in der jedes einzelne Gerät miteinander kommunizieren kann. Fernzugriff, Ferndienste, vernetzte Geräte, cloudbasierte Systeme und Interaktion mit Automatisierungssystemen sind nur einige Beispiele für die heutigen Möglichkeiten.

Genau wie Brandschutzsysteme haben alle Sicherheitssysteme eines gemeinsam: Wir installieren sie in der Hoffnung, dass wir sie nie brauchen werden. Aber wenn das System gebraucht wird, haben wir nur eine Chance, einen Vorfall zu erkennen. Ganz gleich, ob es sich um eine Panik, einen Überfall, ein Feuer oder ein Eindringen handelt, wir können es uns nicht leisten, ein Ereignis zu übersehen. Das Verpassen eines Ereignisses kann den Unterschied zwischen keinem Vorfall oder einem größeren Vorfall ausmachen. Das Gleiche gilt für Manipulationen oder technische Probleme, die zu einer Fehlfunktion eines Systems führen können. Da es im Falle eines Ereignisses nur eine einzige Chance gibt, möchte unsere Branche sicherstellen, dass die in diesen Systemen verwendete Ausrüstung ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit aufweist. Aus diesem Grund produziert und liefert die professionelle Sicherheitsbranche schon seit langem Produkte und Dienstleistungen, die den EN-Normen entsprechen. Für Einbruch- und Überfallmeldeanlagen ist dies die Norm EN 50131-1.

Lange Geschichte

Die EN 50131 hat eine lange Geschichte. Die erste Version der Systemnorm wurde 1997 veröffentlicht und seither mehrfach aktualisiert. Weitere Normen der Reihe EN 50131 folgten bald. Heute deckt die Norm alle Aspekte von Einbruch- und Überfallmeldeanlagen ab: von den Systemanforderungen bis hin zu Stromversorgungen, Einbruchmeldern und pyrotechnischen Verdunkelungsvorrichtungen. Der Vorteil einer europäischen Norm besteht darin, dass sie eine einheitliche Auffassung darüber vermittelt, was ein elektronisches Einbruch- und Überfallssystem ist, und seine Funktionalitäten und Leistungen definiert. Die Norm hat dazu beigetragen, dass Endnutzer, Versicherungsgesellschaften, Risikomanager, Installations- und Dienstleistungsunternehmen, Alarmdienstleister und lokale Behörden in ganz Europa verstehen, was ein System leisten sollte.

Seit ihrer Einführung im Jahr 1997 hat die Norm die unterschiedlichen Anforderungen für geringe, mittlere und hohe Risiken definiert. Diese Unterscheidung soll sicherstellen, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Maßnahmen und Risiken besteht. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden weitere Teile hinzugefügt und aktualisiert, um die Normen mit den verfügbaren Technologien in Einklang zu bringen. Um eine ordnungsgemäße Installation eines Sicherheitssystems zu gewährleisten, wurden Anwendungsrichtlinien erstellt, und in den meisten Ländern müssen professionelle Sicherheitsinstallateure nachweisen, dass sie über das Wissen verfügen, die Risiken zu klassifizieren, das richtige Produkt auszuwählen und das System ordnungsgemäß zu installieren. Nur mit diesen Anforderungen bietet das Sicherheitssystem die gewünschte Zuverlässigkeit und wird von den Endnutzern, den Versicherungsgesellschaften und der Polizei akzeptiert.

Vertrauen durch Konformität

Um nachzuweisen, dass die Sicherheitssysteme und -komponenten den europäischen Normen entsprechen, werden die Produkte von unabhängigen, akkreditierten Labors geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung erhalten die Systeme und Komponenten ihr offizielles EN-konformes Zertifikat. In den meisten Ländern werden diese Zertifikate benötigt, um die Konformität nachzuweisen und das Produkt vor Ort zuzulassen. Einige Länder haben zusätzliche Anforderungen, wie z. B. die PP6662 – ACPO-Politik in Großbritannien oder die Blockschloß-Funktionalität in Deutschland, um die Anforderungen des lokalen Marktes zu erfüllen. Die bestätigte Einhaltung der Normen und technischen Spezifikationen ist ein Ausweis für die professionelle Sicherheitsbranche in Europa und die Grundlage für das Vertrauen in unsere Produkte und Dienstleistungen.

Die Technologie entwickelt sich weiter

Die Zeiten ändern sich, und die Technologie entwickelt sich mit hoher Geschwindigkeit weiter. Es werden immer mehr verschiedene Arten von Sensoren und Systemen angeboten, vor allem im Do-it-yourself- (DIY) und IoT-Bereich. Sie kombinieren Hausautomatisierung und Energiemanagement mit Einbruchs-, Sicherheits- und Schutzfunktionen. Die kombinierten Funktionen werden dem ‚Home Hub‘ hinzugefügt, um dem Endbenutzer Einbruchs- und Überfallfunktionen zu bieten. Die Meldung von Ereignissen erfolgt über IP oder GSM an den Gebäudeeigentümer, was zu Problemen bei der rechtzeitigen Übermittlung von Ereignissen an die Einsatzkräfte führen kann.  Im Allgemeinen entsprechen diese Produkte und Dienste nicht den Normen für Einbruch- und Überfallmeldeanlagen.

Inzwischen steigt die Zahl der auf diese Weise gesicherten Gebäude jedes Jahr, während die Digitalisierung unserer privaten und geschäftlichen Welt explosionsartig zunimmt. Die Technologie entwickelt sich weiter, und Smart Homes und Smart Buildings werden Teil unserer vernetzten Welt, in der jedes einzelne Gerät miteinander kommunizieren kann. Fernzugriff, Remote-Dienste, vernetzte Geräte, Cloud-basierte Systeme und Interaktion mit Automatisierungssystemen sind nur einige Beispiele für die heutigen Möglichkeiten. Dieser Trend zur Digitalisierung geht unweigerlich mit der Gefahr von Cyberangriffen einher. Diese Entwicklung erfordert eine Überarbeitung der EN 50131-1.

Maßgebliche Beiträge

Aus diesem Grund hat Euralarm im Jahr 2020 die Initiative ergriffen und einen offenen runden Tisch organisiert, um seine Vision für die Zukunft der Sicherheitsnorm zu beschreiben. Das Ergebnis der Diskussion am runden Tisch war, dass die Norm eine Reihe von Komponenten behandeln sollte, die durch einen Vorschlag ergänzt werden, der die ursprünglichen zwei Optionen etwas nuanciert. Diese Ergebnisse wurden der mit der Überarbeitung beauftragten Arbeitsgruppe vorgelegt. Ein weiterer wichtiger Beitrag war der Vorschlag für die Struktur der überarbeiteten Norm auf der Grundlage der fünf wesentlichen Funktionen eines Einbruch- und Überfallmeldesystems (Erkennung, Steuerung und Anzeige, Benachrichtigung, Stromversorgung und Interaktion mit anderen Systemen) und unter Berücksichtigung der vier Leistungsaspekte: Wirksamkeit, Zuverlässigkeit, Robustheit und Widerstandsfähigkeit. Vor kurzem hat Euralarm der Arbeitsgruppe für die Normung umfangreiche Vorschläge für Zeichnungen zur Darstellung der Systemgrenzen und einen Stil für die Abfassung des Inhalts der neuen Norm vorgelegt.

Aufforderung an die Beteiligten

In Zukunft möchte Euralarm sicherstellen, dass die aktualisierten Normen einerseits die Verwendung neuer Technologien einschließen und andererseits weiterhin gewährleisten, dass das Produkt, die Anlage und die Dienste eine Reihe von Funktionalitäten und Eigenschaften erfüllen und im Ereignisfall wie erwartet funktionieren. Dies gibt den Benutzern die beste Sicherheit, dass ihr System so funktioniert, wie sie es erwarten, und dass es keine Ereignisse verpasst. Euralarm ist außerdem der Ansicht, dass die Überarbeitung erhebliche Auswirkungen auf die anderen Normen haben wird, und schlägt daher vor, einen Fahrplan für die entsprechende Überarbeitung dieser anderen Normen aufzustellen, sobald dies möglich ist. Insbesondere sollte von der Überarbeitung der Produktnormen EN 50131 abgesehen werden, bis der Inhalt der überarbeiteten EN 50131-1 stabilisiert ist.

Euralarm ruft alle Interessengruppen – Versicherungsunternehmen, Risikomanager, Installations- und Dienstleistungsunternehmen, Alarmdienstleister und lokale Behörden – auf, sich an der Arbeit von Euralarm und seinen Mitgliedern zu beteiligen und in den verschiedenen Arbeitsgruppen des TC79 mitzuarbeiten. Gemeinsam mit den Beteiligten auf europäischer und nationaler Ebene können wir Europa zu einem sicheren Ort zum Leben, Arbeiten und Reisen machen.

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